ISOCoatedV2 erklärt: Farbmanagement für den modernen Druck

Farben machen Druckprodukte lebendig – doch damit sie auch wirklich so auf dem Papier erscheinen, wie sie am Bildschirm wirken, braucht es vor allem eines: ein zuverlässiges Farbmanagement. Gerade im professionellen Druck spielt dabei das Farbprofil ISOCoatedV2 eine zentrale Rolle.

In der europäischen Druckindustrie hat sich dieses ICC-Profil über Jahre hinweg als Standard etabliert. Es sorgt dafür, dass Farben konsistent, präzise und verlässlich wiedergegeben werden – unabhängig davon, auf welchem Gerät sie angelegt oder in welcher Druckerei sie letztlich gedruckt werden.

Vor allem im Offsetdruck auf gestrichenem Bilderdruckpapier, sowohl matt als auch glänzend, ist ISOCoatedV2 nicht mehr wegzudenken. Doch auch für zeitkritische Produktionen gibt es eine spezielle Variante: ISOCoatedV2 300 %, bei der der Farbauftrag reduziert wird, um schnellere Trocknungszeiten zu ermöglichen.

In diesem Artikel erklären wir, was hinter dem ICC-Profil steckt, wie es eingesetzt wird, welche Varianten es gibt – und was die Weiterentwicklung durch FOGRA51 für die Zukunft bedeutet.

Sie möchten sicherstellen, dass Ihre Druckdaten farblich optimal umgesetzt werden? Wir beraten Sie gern zu einem passenden Farbmanagement.

Was ist ISOCoatedV2?

Bedeutung und Einsatzbereich

ISOCoatedV2 ist ein ICC-Farbprofil, das sich als Standard in der europäischen Druckindustrie etabliert hat. Entwickelt wurde es für den Offsetdruck auf gestrichenem Bilderdruckpapier – das heißt, sowohl auf glänzendem als auch mattem Papier. Der Name „ISOCoated“ steht dabei für die ISO-Norm für gestrichenes Papier („coated“), während „V2“ auf die zweite Version des Profils hinweist.

In der Praxis sorgt ISOCoatedV2 für eine standardisierte, zuverlässige Farbwiedergabe. Designer*innen, Vorstufen und Druckereien greifen auf dieses Profil zurück, um sicherzustellen, dass Farben – von der digitalen Gestaltung bis zum finalen Druck – konsistent bleiben. Ob Broschüren, Bücher oder Magazine: Wenn auf gestrichenem Papier im Offsetverfahren produziert wird, ist ISOCoatedV2 in der Regel das empfohlene Profil.

Der Vorteil liegt in der hohen Verbreitung: Viele Druckereien setzen dieses Farbprofil als Voraussetzung für angelieferte Druckdaten, wodurch Kompatibilität und Farbgenauigkeit sichergestellt werden. Besonders bei produktionstechnisch anspruchsvollen Projekten oder bei größeren Auflagen ist die Anwendung dieses Profils heute Standard.

Der Zusammenhang mit dem Offsetdruck

ISOCoatedV2 wurde speziell für das Offsetdruckverfahren entwickelt – eines der meistgenutzten Druckverfahren weltweit. Offsetdruck zeichnet sich durch eine hohe Druckqualität, gestochen scharfe Bilder und eine wirtschaftliche Produktion bei mittleren bis großen Auflagen aus. Damit all diese Vorteile auch farblich zur Geltung kommen, braucht es ein präzises Farbprofil – und genau hier setzt ISOCoatedV2 an.

Das Profil berücksichtigt die typischen Eigenschaften von gestrichenem Bilderdruckpapier: glatte Oberfläche, hohe Detailwiedergabe und relativ geringe Saugfähigkeit. Dadurch sind die Druckergebnisse besonders farbintensiv und kontrastreich. Gleichzeitig hilft das Profil dabei, unerwünschte Farbabweichungen zu vermeiden, insbesondere bei komplexen Layouts mit vielen Bild- und Farbflächen.

Im Druckprozess selbst steuert ISOCoatedV2 die Farbwerte so, dass sie optimal auf die Maschinenkalibrierung und das Papier abgestimmt sind. Das schafft Sicherheit für alle Beteiligten – vom Grafikdesign über die Vorstufe bis hin zur Produktion. Gerade weil der Offsetdruck so verbreitet ist, hat ISOCoatedV2 auch eine entsprechend hohe Relevanz in der täglichen Praxis der Druckvorstufe.

💡 Sie möchten mehr zum Thema Offsetdruck erfahren? Lesen Sie hierzu unseren Blogartikel Lang bewährt und hocheffizient – der Offsetdruck ist auch in 2023 noch modern

ISOCoatedV2 vs. ISOCoatedV2 300 %

Unterschiede im Farbauftrag

Neben dem klassischen ISOCoatedV2-Profil gibt es auch eine Variante namens ISOCoatedV2 300 %. Der Unterschied liegt im maximal erlaubten Farbauftrag – also der Summe der Prozentwerte der vier CMYK-Farben (Cyan, Magenta, Yellow, Schwarz) auf einem Punkt des Papiers. Beim klassischen ISOCoatedV2 beträgt dieser Wert bis zu 330 %, bei ISOCoatedV2 300 % ist er auf 300 % begrenzt.

Diese Begrenzung hat vor allem einen praktischen Hintergrund: Ein niedrigerer Farbauftrag bedeutet, dass das Papier schneller trocknet. Gerade bei Online-Druckereien, die mit engen Zeitfenstern arbeiten und eine zügige Weiterverarbeitung sicherstellen müssen, ist das ein entscheidender Vorteil.

Trotz dieser Reduktion bleibt die Farbwirkung in den meisten Anwendungen nahezu gleich – insbesondere auf gestrichenem Papier, wo sich Unterschiede visuell nur schwer ausmachen lassen. Die 300 %-Variante ist also eine optimierte Version des Originals, speziell angepasst an moderne Produktionsprozesse mit hohen Anforderungen an Effizienz und Schnelligkeit.

Warum die 300 %-Variante für Online-Druckereien wichtig ist

Im Online-Druck zählt vor allem eines: Tempo bei gleichbleibender Qualität. Kunden erwarten schnelle Lieferzeiten, und Druckereien müssen Prozesse darauf ausrichten. Die ISOCoatedV2 300 %-Variante wurde genau dafür entwickelt – sie ermöglicht es, Druckprodukte schneller weiterzuverarbeiten, da weniger Farbe auf dem Papier aufliegt und somit Trocknungszeiten verkürzt werden.

Auch die Gefahr des Abfärbens wird reduziert, was beim automatisierten Schneiden, Falzen oder Binden eine wichtige Rolle spielt. Druckergebnisse bleiben trotz des geringeren Farbauftrags stabil und professionell – eine saubere Lösung für einen schnell getakteten Produktionsalltag.

Deshalb setzen viele Online-Druckereien heute auf ISOCoatedV2 300 % als Standardprofil für ihre Produktionen. Für Designer*innen ist es wichtig, dieses Profil frühzeitig im Layoutprozess zu berücksichtigen, um später keine Überraschungen im Farbergebnis zu erleben. Die Kommunikation zwischen Gestaltung und Druckerei sollte dabei immer klar definieren, welches Profil verwendet werden soll – besonders, wenn Zeit und Qualität gleichermaßen zählen.

Technische Hintergründe: FOGRA39 und Standardisierung

Charakterisierungsdaten und Tonwertzunahme

Das Farbprofil ISOCoatedV2 basiert auf der Charakterisierungsdatei FOGRA39, die von der Forschungsgesellschaft Druck e.V. (Fogra) entwickelt wurde. Diese Datei enthält standardisierte Messwerte zur Farbwiedergabe auf gestrichenem Bilderdruckpapier im Offsetdruck. Ziel ist es, die Tonwertzunahme, also den Farbauftrag bei der Übertragung vom digitalen Entwurf aufs Papier, möglichst exakt vorhersehbar zu machen.

Tonwertzunahme beschreibt, wie stark Rasterpunkte im realen Druckprozess größer ausfallen, als sie digital angelegt sind. Das kann den Farbeindruck erheblich beeinflussen – insbesondere bei feinen Farbverläufen oder Grautönen. Die FOGRA39-Daten berücksichtigen diese Effekte und ermöglichen es, Drucksysteme entsprechend zu kalibrieren.

Für ISOCoatedV2 wurden in der Regel zwei Tonwertkurven angewendet: eine für die drei Farbauszüge CMY und eine leicht abweichende für Schwarz. Dadurch lässt sich ein besonders harmonisches und gleichmäßiges Druckbild erzeugen – unabhängig von Druckmaschine oder Standort.

Einsatz in gängigen Designprogrammen

ISOCoatedV2 ist nicht nur in der Druckproduktion weit verbreitet, sondern auch in den gängigen Gestaltungsprogrammen nutzbar. Programme wie Adobe InDesign, Photoshop oder Illustrator sind zwar auf die Standards der USA ausgelegt. Deutsche Profile wie PSO, ISO oder FOGRA können allerdings über ECI.org heruntergeladen und installiert werden.

Im Idealfall wird bereits beim Anlegen der Druckdaten das richtige Profil ausgewählt – so lässt sich frühzeitig beurteilen, wie sich Farben im späteren Druck verhalten werden. In Verbindung mit einem kalibrierten Monitor und einem Softproof lassen sich Farbabweichungen deutlich minimieren.

Für Designer*innen bedeutet das: Wer mit ISOCoatedV2 arbeitet, hält sich an einen branchenweit anerkannten Standard, der eine konsistente Umsetzung vom Bildschirm bis zum Endprodukt unterstützt. Gerade in der Zusammenarbeit mit Druckereien schafft das Klarheit, verhindert Missverständnisse und sorgt für reibungslose Prozesse.

Entwicklung und Zukunft: Vom ISOCoatedV2 zu FOGRA51

Warum eine Weiterentwicklung notwendig war

Auch wenn ISOCoatedV2 in der Druckbranche noch weit verbreitet ist, sind die Anforderungen an Farbmanagement und Druckqualität mit der Zeit gestiegen. Neue Papiersorten, veränderte Druckmaschinen und vor allem die zunehmende Verwendung optischer Aufheller in Papieren führten dazu, dass das bisherige Profil nicht mehr in allen Fällen präzise Ergebnisse liefern konnte.

Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, wurde ein neues Charakterisierungsprofil entwickelt: FOGRA51. Dieses Profil bildet moderne Druckbedingungen realistischer ab und wurde im Rahmen des PSO Coated v3-Standards eingeführt. Ziel ist es, auch bei veränderten Materialien eine verbindliche Farbwiedergabe zu garantieren – und das auf noch höherem Qualitätsniveau.

Neue Standards und ihre Bedeutung

FOGRA51 steht als nächste Generation in den Startlöchern und soll mittelfristig ISOCoatedV2 als Standard ablösen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ISOCoatedV2 von heute auf morgen verschwindet – viele Druckereien arbeiten weiterhin erfolgreich damit, auch weil die Umstellung mit technischem und organisatorischem Aufwand verbunden ist.

Dennoch ist es sinnvoll, sich bereits jetzt mit FOGRA51 vertraut zu machen – besonders für Agenturen und Druckdienstleister, die auf dem neuesten Stand arbeiten wollen. Die Verwendung des richtigen Profils wird damit nicht nur zur Frage der Genauigkeit, sondern auch zur Frage der Zukunftssicherheit in der Druckproduktion.

Fazit: ISOCoatedV2 im modernen Farbmanagement

Warum das Profil nach wie vor relevant ist

Auch wenn mit FOGRA51 bereits eine modernere Alternative bereitsteht, bleibt ISOCoatedV2 aktuell ein unverzichtbarer Bestandteil im Farbmanagement vieler Druckprojekte. Es ist erprobt, breit akzeptiert und in unzähligen Workflows integriert – sowohl auf Seiten der Designer*innen als auch in den Druckereien selbst.

Gerade bei Produktionen auf gestrichenem Bilderdruckpapier im Offsetverfahren liefert das Profil nach wie vor verlässliche und reproduzierbare Ergebnisse. Viele Druckereien arbeiten noch auf Maschinen und mit Papierstandards, die optimal auf ISOCoatedV2 abgestimmt sind. Deshalb ist es auch für Gestalter*innen wichtig zu wissen, wie das Profil funktioniert und in welchen Fällen es sinnvoll zum Einsatz kommt.

Wir beraten Sie zu einem passenden Farbmanagement

Farbmanagement ist mehr als die Wahl des richtigen Profils – es ist ein Zusammenspiel aus Technik, Material, Erfahrung und Kommunikation. Ob ISOCoatedV2, ISOCoatedV2 300 % oder bereits FOGRA51: Entscheidend ist, dass das Profil zum jeweiligen Projekt, zur Druckerei und zum Medium passt.

Die Beltz Grafischen Betriebe unterstützen Sie gern dabei, die optimale Lösung für Ihre Druckdaten zu finden. Wir beraten Sie nicht nur bei der Auswahl des passenden Profils, sondern begleiten Sie auch bei der Umsetzung – vom ersten Entwurf bis zum fertigen Produkt.

Sie haben Fragen zum Thema Farbmanagement? Dann sprechen Sie uns an – wir helfen Ihnen weiter.

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